Begegnung mit dem Quetzal

Etwa eineinhalb Autostunden südlich der Distrikthauptstadt Cobán, nahe des kleinen Ortes Purulhá liegt das ’Biotopo del Quetzal’, ein 11 Quadratkilometer großes Naturreservat, das für den vor dem Aussterben bedrohten Quetzal errichtet wurde, einen bunten ’Paradiesvogel’, der das Nationalsymbol Guatemalas darstellt und nicht nur die Flagge ziert, sondern auch der Währung ihren Namen gab. Die alten Prophezeiungen der Indiander besagen, dass nun die Zeit kommen werde, in der sich der Adler des Nordens mit dem Kondor des Südens im Herzen des Quetzals vereinen. Nichtsdestotrotz ist das schöne Tier beinahe verschwunden – er war ja nicht zuletzt wegen seiner bunten Federn ein vielbegehrtes Jagdobjekt – und die Wenigsten haben den scheuen Bergvogel jemals zu Gesicht bekommen, auch nicht auf den schönen Wanderwegen des Biotops. Wir hoffen natürlich zu den Wenigen zu gehören, denen er sich zeigt ...
Man erzählt, dass in der Hospedaje ’Ranchitos’, etwa 100 m vom Eingang des Biotops entfernt, immer wieder Quetzals gesehen werden, und so entscheiden wir uns für die einfache Herberge mit fast fensterlosem Zimmer und ohne warmes Wasser. Wir spazieren durch die dichtbewachsenen Dschungelwege, lauschen den Stimmen der Natur, beobachten seine Lieblingsbäume, verbinden uns geistig mit all den schönen Naturwesenheiten, doch der Quetzal mag nicht kommen. Es ist ein nebeliger Nachmittag und die Temperaturen sinken auf maximal 10 Grad. Frierend harren wir aus, und als die Dunkelheit hereinbricht, liegen wir schon bibbernd mit all unseren Kleidern – die warmen Sachen haben wir in Panajachel gelassen – im Bett und beobachten traurig ein im Zimmer herumlaufendes Mäuslein. Nach einer durchfrorenen Nacht wagen wir uns wieder in die eisige Morgenluft, doch wieder werden wir enttäuscht. Als die Sonne die schöne Landschaft in ein goldenes Licht zu tauchen beginnt und uns endlich wieder erwärmt, steigt unsere Stimmung und die wilde Entschlossenheit, dem uns im Herzen schon so verbundenen Tier zu begegnen. So gehen wir zum Biotop, und als wir den kleinen Parkplatz erreichen, sehen wir schon eine Maya-Familie fasziniert in die Krone eines Baumes blicken. Und da sitzt er auf einem Zweig und beobachtet gelassen seine Beobachter, als wäre er soeben einer magischen Feenwelt entflogen, während das ihn begleitende Weibchen bald scheu davonfliegt. Mit seinen etwa 30 cm Körpergröße zieren das Männchen zwei fast 1 m lange phosphoreszierende Schwanzfedern, die Brust ist feuerrot und die Flügel schimmern in allen Grün-, Blau- und Türkistönen. Fast eine ganze Stunde bleibt er in unserer Nähe, schwebt und tanzt durch die Lüfte wie ein Fabeltier mit wehenden Federn, das zauberhafteste Tier, das ich je gesehen habe, mit einem Wesen voller Sanftmut und Liebe und einem großen friedvollen Herzen, eine Seele aus einer anderen Dimension, aus der Welt der Magie, der Elfen und Feen – kein Wunder, dass ihn noch kaum jemand zu Gesicht bekommen hat! Unsere Herzen beben bei dieser wundervollen Begegnung, mit der uns dieses Land seinen kostbarsten Schatz gezeigt hat, den heiligen Vogel der Maya. Aufgeregt versuchen wir zu fotografieren und zu filmen, doch die Akkus werden beide leer und der Videofilm verschwindet im Äther. Die wenigen Fotos, die ihn in seiner Pracht zeigen, können kaum das wiedergeben, was wir mit unseren Augen und unserem Herzen gesehen haben, doch sie bleiben ewige Erinnerung für dieses Erlebnis am Tage Kawoq im sakralen Kalender der Maya, der Hüterin der Naturreiche und des Wettergeschehens, der Verbindung von Feuer und Wasser im heiligen Nebel.



Farnfee im 'Ranchitos'


Bächlein im zugehörigen Dschungel


Weihnachtsbäumlein, dessen in die Lichterketten integrierten gleichzeitig erklingenden Weihnachtslieder im Elektrotrötsound uns langsam den Nerv ziehen


Julio, Quetzalspezialist und Hospedajenbesitzer, mit der kleinen Küchenfee


Mutter und Tochter, für Quetzalsichtung, Küche und Hospedajenbetreuung zuständig


DA IST ER!!!!!! Erste Kameraperspektive!





Möchte auch ein wenig ins Bild spechtln














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